Im November 2020 lieferte BRAWA die schon einige Jahre erwarteten Reisezug-, Pack- und Speisewagen der ehemaligen Bauart "Rheingold 1928" in der von der Deutschen Bundesbahn modernisierten und umgebauten Ausführung der Epoche IIIa aus.

BRAWA 46412
BRAWA 46412

Diese Sitzwagen sind erstmalig nicht nur Lackierungsvarianten, sondern tatsächlich Modelle, die alle Umbauten berücksichtigen. Die Ausführung ist insgesamt auf einem sehr hohen Stand.

Die Wagen des Luxuszuges "RHEINGOLD-Express" der DRB von 1928 wurden mit Kriegsbeginn 1939 aus dem Betrieb genommen. Nach Kriegsende wurden die verbliebenen, brauchbaren Wagen in den Zügen der Allierten eingestellt, die Wagen mit Küche von der MITROPA als Speisewagen in diesen Zügen bewirtschaftet.

Liliput SB4ü-28 Nr. 24 512 Köln. Modell aus 1972
Liliput SB4ü-28 Nr. 24 512 Köln. Modell aus 1972


Wenige Wagen behielten ihre ursprüngliche zweifarbige Lackierung zunächst, etliche Wagen waren grün lackiert, wobei die aufgesetzten Buchstaben "MITROPA" entfernt worden waren, "DEUTSCHE REICHSBAHN" trotz des Buntmetallwertes einfach überlackiert worden war. Bei einigen Wagen blieb der Original Anschriftenspiegel an der linken Einstiegstür sogar in Originalfarben erhalten.

Nach 1949 baute die Deutsche Bundesbahn alle Salonwagen umfassend um, sodass kein Wagen in Originalzustand erhalten ist. Neben Gesellschaftswagen und Speisewagen entstanden komfortable Abteilwagen der 1. und 2. Klasse (gemischt, ab 1956 ausgeschildert als reine 1. Klasse) DB Nr. 11 355 - 11 359, die zunächst als Ergänzungs- und Reservewagen in den kurzen blauen F-Zügen eingesetzt wurden. Mit dem Zugang der Neubauwagen wurden die recht schweren Wagen in den normalen Betriebsdienst abgegeben, grün lackiert und verloren ihre RIC-Fähigkeit.

LILIPUT RHEINGOLD SB4ü-28 und BRAWA AB4üe-29/51
LILIPUT RHEINGOLD SB4ü-28 und BRAWA AB4üe-29/51

Im Vergleich mit dem Ursprungswagen (hier von LILIPUT in der ersten Auflage 1972) erkennt man die erheblichen Änderungen am Wagenkasten beim Umbau 1951

BRAWA 46412
BRAWA 46412

Die geräumigen Abteile wurden in der zeittypischen Holz-/Velour-Ausstattung mit den modernen, ausziehbaren Sitzen der Bauart Mielich/Bremshey eingebaut

Modernisierte Abteile Polsterklasse -Foto: Bustorff BZA Minden 1961 Bildlink: www.eisenbahnstiftung.de
Modernisierte Abteile Polsterklasse in Vorkriegswagen
Foto: Bustorff BZA Minden 1961 Bildlink: www.eisenbahnstiftung.de

BRAWA bietet den blauen F-Zug-Wagen mit 3 unterschiedlichen Anschriften an. Da die Wagen stets als Einzelreserve genutzt wurden, sind ganze Züge oder Wagengruppen dieser Bauart nicht bekannt. Auch ein gemeinsamer Einsatz mit einem der Speisewagen dieser Bauart waren nicht üblich. Die Gepäckwagen wurden grün lackiert und im normalen Reisezugverkehr eingesetzt.
Ich habe das Modell des 10 7081 Esn erworben. Das ist erneut eine Beschriftungspanne bei BRAWA, die nicht nötig war. Der Wagen führte bei einer Untersuchung mit Neulackierung (s. Lackfrist) im November 1955 mit Sicherheit bereits die neue Nummer 11 3573.

BRAWA 46412 Details
BRAWA 46412 Details

In den Abteilen sind die Kopfstützen aus weißen Bauteilen eingesetzt nachgebildet, auch die Bilder und Spiegel darüber sind angedeutet. Die Abteiltüren müssten nach meiner Erinnerung doppelflügelige Holz-Schiebetüren sein, also einen Steg in der Mitte aufweisen. Holzschiebetüren dieser Größe wären sehr schwer zu bewegen gewesen. Erst die Aluprofil-Türen der Neubauwagen waren einteilig und in allen Klassen identisch. Die Anschriften sind m. E. stimmig, auch die RIC-Tafel (Typ C mit SAAR). Die Klassenziffer und das DB-Zeichen sind beim Vorbild aufgesetzte Alu-Zeichen, am Modell nur aufgedruckt und nicht blank. Die Klassenziffer müsste einen Deckel haben. Denkbar ist, dass man beim Untersuchungsdatum 2.11.55 bereits im Vorgriff auf den Klassenwechsel die alte 1. Klasse-Anschrift entfernt hat - der Anschriftenspiegel bezeichnet den Wagen ja schon als einklassig. Der Wagen ist also genaugenommen nur von Dezember 1955 bis Mai 1956 so einsetzbar.

BRAWA 46412 und Liliput Rheingold Wagenkopf
BRAWA 46412 und Liliput Rheingold Wagenkopf

Bei meinem Modell ist die "2" etwas schief aufgedruckt.

Der Wagenkopf zeigt die bereits gekürzte Leiter, allerdings ohne dazu zwingend aufzubringende Stromwarnpfeile, die Laufbretter sind korrekt entfernt. Die Stromwarnpfeile sollte der Modellbahner unbedingt ergänzen. Auch fehlen die unten liegenden Wasseranschlüsse und WC-Fallrohre.

Wie beim Speisewagen läuft auch dieser Wagen korrekt auf Drehgestellen der Bauart Görlitz III schwer (Wechsel von II auf III erfolgte bereits 1932). Die Räder sind sehr fein nachgebildet und in ihren Abmessungen entsprechen sie der NEM311.

Das Vorbildfahrzeug existiert noch beim FEK.

Insgesamt scheint mir auf diesen Blick das Modell die lange Wartezeit und sein Geld wert.
 
Frühere Anbieter eines DB-Reisezugwagens aus der RHEINGOLD-Bauart in H0 waren:
  • Liliput Wien und Bachmann/LILIPUT ohne Wagenkastenanpassung, spätere Auflagen mit KKK
  • MÄRKLIN (Blechwagenkasten im Set 42281 Glückauf) ohne Wagenkastenanpassung
  • Fulgurex unklar, ob mit oder ohne Wagenkastenanpassung, Metall-Handarbeitsmodell

 

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Text und alle Fotos, soweit nicht abweichend erläutert © Will Berghoff 2020