Modell des WR4üe-39 im Modell (H0)
Der WR4üe-39 war bis 1979 der häufigste Speisewagen in Deutschland. So ist es kein Wunder, dass dieser Speisewagen von den Anfängen der H0-Modellbahn immer als Modell verfügbar war. Fleischmann lieferte Modelle diese Wagens in Blech- und später in einer lange Zeit konkurrenzlosen Kunststoffausführung als "Rheingold"-Reservewagen, wenn auch nicht perfekt im Maßstab 1:87.
1976 erschien bei Liliput in Wien ein maßstäbliches Modell des Wagens in damals zeitgemäßer Detaillierung. Dieses Modell war bis vor kurzem als Wiederauflage in vielen Varianten durch Liliput-Bachmann wieder verfügbar. Hier dargestellt wird die Ausführung als DB-Museumswagen 1146 im Zustand des Jubiläumsjahres 1985.
In der Zugpackung "Blauer Enzian F55/56", Kat. Nr. 853 wurde der Wagen "DSG 1226" geliefert, der als Modell leider lediglich ein normaler, bereits klimatisierter Standard-WR4üe-39 war und nicht der als 1226 bezeichnete SalWR4üe-42/51.
Weitere Auflagen folgten, auch als Museumswagen für das DB-Jubiläum 1985.
Märklin lieferte 2005 im Rahmen einer Sonderpackung den F-Zug "Loreley-Express" in der Epoche IIIa-Ausführung mit einem WR4üe-39 DSG 1179 [P]. Dieser Wagen ist auch noch in Epoche IV-Ausführungen erhältlich, die hier nicht diskutiert werden können. Eine Ep.-IIIb-Ausführung wird in 2010 in einer "Insider"-Zugpackung geliefert und 2018 wird eine Zugpackung mit einer optischen Überarbeitung des Wagens erscheinen. Weitere Modelle dieses Wagens von Märklin habe ich auf einer eigenen Seite vorgestellt
Die Modelle unterscheiden sich erheblich in der Ausführung:
- der Liliput-Wagen basiert auf der letzten Umbauvariante mit Minden-Deutz-Drehgestell, Gummiwulst-Übergängen und KLIMADEÖ. So waren einzelne Wagen ab 1962 im Einsatz, die meisten Wagen wurden bis 1970 in diese Ausführung umgebaut. Einige Wagen haben bis zur Ausserdienststellung die Görlitz-IIIs-Drehgestelle behalten.
- der Märklin-Wagen zeigt das Fahrzeug in seiner Ursprungsausführung ohne Klimaanlage, mit Görlitz-IIIs-Drehgestellen und Faltenbälgen, aber auch in anderen Konfigurationen
- der Aufbau des Liliput-Wagens ist 2mm kürzer als der Wagen von Märklin, die LüP von 27,1mm erreicht nur der Märklin-Wagen mit seinen hervorstehenden Puffern und Faltenbälgen.
- die Vorbildfahrzeuge waren vollständig geschweisst. Das Dach des Märklinwagens ist voll mit riesigen Nieten, in späteren Auflagen feineren Nieten. Es gibt Dachansichten einiger dieser Wagen, bei denen Niete auf dem Dach in dieser Anordnung zu sehen sind, allerdings nicht in dieser abnormen Größe.
- beide Modelle haben eine einfache Inneneinrichtung, die Liliput-Wagen dazu immerhin noch Tischlampen. Diese sind aber für diesen Wagen in der Form falsch, da nicht tütenförmig runde, sondern längliche Lampen auf den Tischen standen. Die sichtbaren Druckspuren der Formen auf den Tischen des Märklinwagens sind gerade bei diesem lichtdurchfluteten Aufbau ein Ärgernis.
- die Dachlüfter des Liliput-Wagens sind einzeln eingesetzt, dafür fehlt der Rauchabzug des Kohleherdes und des Kohlenheizofens bzw. Ölheizofens am anderen Wagenende.
Die Küchenlüfter beim Liliput-Modell liegen nicht korrekt über dem Herd. Bei klimatisierten Wagen befanden sich keine Dachlüfter über dem Speisebereich. Ein Umbau des Liliputwagens auf ein korrektes Dach zeige ich hier. - die Wagenübergänge sind besonders beim Liliput-Modell nicht detailliert und sehr grob gestaltet.
- beim Märklin-Wagen fehlt korrekt die Schriftleiste über den Fenstern, denn der Wagen trägt das Revisionsdatum "30.8.56". Dieses liegt nach dem Wechsel zum Sommerfahrplan 1956 und damit eindeutig nach der "Klassenreform". Der Wagen passt also zeitlich nicht zum "Loreley-Express" mit den Wagen der 1. und 2. Klasse vor der "Klassenreform". Die Beschriftung ist ansonsten vollständig, klein und lesbar, wenigstens 2 farbig und auch in den Einstiegstrittmulden angebracht.
- Die Rahmenverkleidung ("Schürze") ist beim Märklinwagen kaum detailliert. Dafür ist über den Drehgestellen für die Vitrine ein weiteres Schürzenteil ansetzbar. In der Ausführung Ep. IV mit MD-Drehgestell passt der Ausschnitt ohne Zurüstung perfekt.
- Die Beschriftung des Liliput-Modelles weist eine zulässige Höchstgeschwindigkeit (lauftechnisch) von 160km/h aus. Wagen mit dieser Laufwerkaustattung wurden in Köln ab 1962 als Reservewagen für den "Rheingold" bereitgehalten.
- Beide Wagen tragen sind in gelb beschriftet, für den Liliput-Wagen wäre die korrekte Beschriftungsfarbe bereits "elfenbein". Das Rot der Wagenkästen ist ebenfalls zumindest beim Liliput-Modell zu hell (rubinrot). Ab 1954 wurden DSG-Wagen in RAL3004 Purpurrot gestrichen.
- Die Puffernachbildungen sind bei beiden Wagen falsch. Der Märklin-Wagen mit Faltenbalgübergängen müsste runde Pufferteller haben, der Liliput-Wagen mit Gummiwulstübergängen längliche mit geraden Kanten wie bei den 26,4m-Wagen.
- Beide Wagen verfügen über eine Kurzkupplungskinematik und eine Kupplungsaufnahme nach NEM 360. Für den Märklin-Wagen sind Radsätze für Gleichstrombetrieb verfügbar.
Da beide Modelle nicht zeitgemäß detailliert sind und im Einsatz mit modernen D-Zug-Wagen störend auffallen, bleibt der Wunsch nach einem guten Modell dieses wichtigen und variantenreichen Speisewagens bestehen.
Allen Modellen fehlen die inneren niedrigen Schutzglasscheiben bzw. Wolldecken hinter den Fenstern. Beim Liliput-Modell kann man die ab den 60ern zusätzlich innen angebrachten Glasscheiben durch Einritzen entlang eines Stahllineals von innen in etwa 2mm Höhe über der Fensterunterkante sehr gut nachbilden.
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