Der sehr einfach gehaltene MÄRKLIN-Speisewagen der Bauart 1939 kann mit wenig Aufwand mit den für Speisewagen typischen Tischleuchten ausgerüstet werden. Bei dieser Gelegenheit kann man auch die simple Inneneinrichtung mit etwas Farbe verbessern.
MÄRKLIN / TRIX Hat sich wenig Mühe gegeben, die Modelle der Schürzenwagen zu konstruieren. Weit mehr Mühe gab man sich mit Farbgebung und Bedruckung.
So fand ich es lohnend, wenigsten den typischen Eindruck eines Speisewagens herzustellen. Dazu gehören unbedingt die für den Einsatz bei der DSG/DB typischen Tischlampen. Ihr Design stammte aus den frühen 50er Jahren.
Leider besitze ich nur den "modernen" Rauchglas-artigen Kunststoff-Lampenschirm und nicht die ursprüngliche Plissée-Ausführung. Die Form ist aber identisch.
Glücklicherweise baut gerade MÄRKLIN ziemlich maßstäbliche Nachbildungen dieser Tischlampen im WRümh132 ein. Sie sind unter der Ersatzteilnummer E117342 verfügbar, falls meine Großbestellung noch welche am Lager gelassen hat.
Eine Tüte mit 16 Stück ist für 6,00 EUR sehr preiswert zu haben und genügt für einen Vollspeisewagen mit 42/46 Plätzen. Leider sind die Lampen nicht aus klarem Material, sondern weiß. So kann man sie nicht beleuchtbar gestalten.
Wie man sieht, steht die Lampe zwar etwas zu hoch, passt aber sonst recht gut ins Fenster.
Am Beispiel eines von mir gebraucht gekauften Wagens - viele Varianten sind nur in Zugpackungen enthalten, deren weiteren Inhalt ich nicht benötige - zeige ich den einfachen Einbau:
Öffnen des Wagens
An beiden Enden werden die Nachbildungen des Übergangs (Faltenbalg oder Gummiwulst) abgezogen. Danach kann man den Aufbau - Dach und Gehäuse sind leider ein Formstück - einfach vom Rahmen abheben.
Die Inneneinrichtung ist mit feinen Rastnasen eingeklipst. Hier kann man die Nasen von Außen unter dem Wagenboden mit einem Zahnstocher aus Holz leicht nach außen drücken und dann die Inneneinrichtung vorsichtig abheben.
Bearbeitung der Inneneinrichtung
Aus fertigungstechnischen Gründen haben einige Tische leider zur Wagenwand hin Aussparungen. Um auf diesen Tischen Lampen montieren zu können, muss diese Aussparung mit einem Füllstück verschlossen werden und die Tischfläche anschließend verspachtelt werden. Der Spachtel muss gut aushärten, sonst verläuft später der Bohrer. Ich benutze "Mr. White Putty" von Gunze, "Putty White" von Tamiya ist ebenso brauchbar. Spachtelmassen sind Lösungsmittel-haltig und nur bei guter Belüftung zu benutzen und von Kinder fern zu halten! Das Spachtelwerkzeug hatte mein Zahnarzt übrig...
Wenn es ausgehärtet ist, muss die Tischplatte und auch die Außenseite glattgeschliffen werden. Dafür benutze ich den x-acto-Schleifstift (andere Hersteller nennen es "Schleifmaus") mit auswechselbarem Schleifband. Damit kann man auch an schmalen Stellen sehr planschleifen.
Nun muss gebohrt werden
Die Lampen passen stramm in 1mm-Bohrlöcher. Für die Optik ist es wichtig, dass die Lampen alle auf einer Linie stehen und auch mittig auf der Tischachse. Fehler sieht man sofort -ich habe absichtlich einige auf den Bildern eingebaut, um das zu verdeutlichen. Fehlbohrungen spachtelt man einfach wieder zu, hat dann aber den Zeitverzug.
Die erste Bohrung setzt man an einen unbearbeiteten Tisch von unten. Ich nehme dazu ein Stiftenklöbchen (kleiner Bohrerhalter) mit einem untermaßigen Bohrer, hier 0.5mm. Diesen setzt man von unten genau an der äußeren Seitenkante an. Die Tischachsenmitte ist auch leicht zu finden, denn MÄRKLIN hat das Tischbein als erkennbare Nase eben dort am Mittelgang angesetzt. Dann wird die Bohrung möglichst senkrecht ausgeführt. Wer keine präzise Ständerbohrmaschine oder -Fräse zur Verfügung hat, bohrt auf diese Weise in alle unbearbeiteten Tische so die Löcher ein. Der Einzeltisch am Büffett hatte nicht in allen Wagen und nicht zu allen Zeiten des Einsatzes eine Tischlampe.
Ohne Ständerbohrmaschine nutzt man nun von oben ein Stahllineal/Haarwinkel als Führung und bohrt in die aufgefüllten Tische ebenfalls die Löcher mit dem untermaßigen Bohrer senkrecht ein.
Nutzer eine Standbohrmaschine haben es leichter. Sie benutzen das erste Bohrloch als Maß, justieren die Werkzeugführung daran und können so jedes Loch auf der Längslinien bohren, müssen aber die Tischachsenmitte treffen.
Erst nach der Erstellung aller Bohrlöcher bohrt man mit dem Stiftenklöbchen und dem 1mm-Bohrer mit der Hand nach. So erhält man straff sitzenden Lampen ohne kleben zu müssen. Doch jetzt montieren wir die Lampen noch nicht.
Weitere Farbarbeiten
Da das Modell so simpel gehalten ist, hilft ein wenig farbliche Differenzierung über viele Mängel hinweg.
- Die Küche ist nicht eingerichtet. Bei meinem Modell steckt dort auch noch der Kondensator für die Innenbeleuchtung. Ich habe die Küchenwände einfach weiß gemalt und die 6 senkrecht vergitterten Küchenfenster von innen vorsichtig und gleichmäßig (!) mit Revell-Mattlack so mattiert, dass sie nicht mehr klar durchsichtig sind. Ab Mitte der 50er hat die DSG die Küchenfenster milchig ätzen lassen, vorher und bei der MITROPA waren sie oft geweißt.
- Das Büffett-Fenster wird nur in der unteren Hälfte mattiert. Es gab sehr unterschiedliche Ausführungen, oft war das Fenster ganz verhängt, je nach Büffett-Aufsatz. Die Oberschränke fehlen beim Modell völlig.
- Alle Fenster im Speiseraum wurden bis Ende der 50er im Winter im unteren Viertel mit DSG-Wolldecken abgehängt. Später bauten man in gleicher Lage Zugluftschutzscheiben ein. Dies könnte man nachbilden mit brauner Farbe oder mit eine einfachen leichten Schnittlinie auf den leicht demontierbaren Fenstereinsätzen.
- Die Tische werden mit Tischtuch "gedeckt", also mattweiss lackiert - auch an den Seiten!
- Die Sitze hatten sehr unterschiedliche Bezüge. Es gab schwarzes Glattleder, rotes, genarbtes Leder, gelb-schwarz gestreiftes, rauh geprägtes Kunstleder, taubenblauen Verlours und grüne Bezüge aus genarbtem Kunstleder. Leider ist das nicht für jede Wagennummer dokumentiert und man muss sich entscheiden. Ich habe für diesen Wagen Revell Seegrün 6028 aquacolor gewählt und auch den Läufer in den beiden Speiseräumen mit dieser Farbe dargestellt. Der Fußboden im Büffett-Bereich und im Seitengang ist anthrazitschwarz.
- Die hochglänzenden braunen Wände haben in etwa den korrekten Farbton, sollten aber farblos seidenmatt lackiert werden. Auf den Fotos ist das noch nicht geschehen, um die Notwendigkeit darzustellen.
- Zwischen Büffett und Speiseraum ist kein Fenster, sondern je nach Wagen eine Holzwand oder Milchglasscheibe. Nur in den Türen und in der Raucher/Nichtraucher-Trennwand sind Glasscheiben. Diese fehlen im Modell und können, wenn man mag, zusammen mit der darauf aufgebrachten Werbung nachgebildet werden.
- Die beiden Wände am Wagenende trugen Spiegel in jeweils voller Breite und Höhe mit Werbung. Man kann dies mit Alufolie oder Silberfarbe nachbilden.
- Die Tischlampen sind von außen sehr gut sichtbar. Es sollten also die Messingapplikationen nachgebildet werden. Der "Deckel" der Lampe, der Standfuß und die Sockelplatte sind aus Messing. Ich habe nur den äußeren Standfuß und den Deckel mit einem Edding 300 bearbeitet. Wer es genau nehmen will, nimmt den feinsten Pinsel und bearbeitet alle Teile der winzigen Lampe außer dem Lampenschirm.
- Wer mag, kann auch die Flaschenhalterringe rechts und links vom Lampensockel nachbilden, die oft hochgeklappt ins Fenster ragen.
Wenn die Farbe an den Lampenfüßen getrocknet ist - den Deckel kann man nach der Montage bemalen - dann kann man die Lampen in die Löcher stecken. Dabei ist zu beachten, dass der Lampenfuß asymmetrisch ist und außermittig zum Fenster hin zeigen muss.
Die rechte und linke vordere Lampe sind 180° verdreht, die mittlere Lampe nicht parallel zur Kante - man sieht es sofort! Auch die beiden verfüllten Tische sind erkennbar, was nach der Montage nicht mehr auffällt.
Der Vorbesitzer hatte eine handelsübliche Innenbeleuchtung mit Kondensator eingebaut und mit giftgrünen Kabeln verkabelt sowie eine chinesische Reisegruppe eingeladen. Ich habe die Chinesen nach Heidelberg weiter geschickt und das grüne, im Küchenbereich trennbar verlötete Kabel gegen ein braunes Kabel mit 2-pilogem Stecker ausgetauscht.
Bei der Montage der Inneneinrichtung auf dem Fahrwerk ist zunächst die passgenaue Lage des Beschwerungsgewichtes und eventuell die Lage der Kabel zu prüfen. Erst, wenn alle Rastnasen eingerastet sind und die Inneneinrichtug formschlüssig auf dem Rahmen sitzt, kann das Gehäuse aufgesetzt werden. Hierbei ist auf die kleinen Nute unten am Wagenkasten zu achten, die im Rahmen verschwinden müssen. Bei Wagen, die wie meiner für leitende Kupplungen vorgesehen sind, sitzt die küchenseitige Metallnase innen in der Küche und drückt gegen die Küchenendwand. Dann werden die Übergänge wieder aufgesteckt und das Modell ist fertig zum Einsatz. Ich habe den Wagen 1174 mit Revision 1963 nachträglich mit Gummiwulst-Übergängen ausgerüstet, da er in der DSG-Liste 1964 so geführt wird. Das Nebengattungszeichen "g" muss ich noch anbringen. Kein DSG-Wagen dieser Bauart hatte 1964 noch Faltenbalgübergänge. Das ist eine der vielen unnötigen Nachlässigkeiten von MÄRKLIN bei diesem Modell.
Man kann mit diesen Lampen und dieser Methodik auch andere Speisewagenmodelle umrüsten, die falsche oder zu große Lampen aufweisen. Allerdings sind oft die Tische zu hoch angeordnet und zwingen so zu einer kreativeren Befestigung als durch das vorgesehene Bohrloch, um den äußeren Eindruck zu treffen. Mein nächster Umbaukandidat wird der Roco WR-28 mit seinen Monster-Leuchten sein.
Alle Fotos lassen sich auch in voller Auflösung anzeigen.
Text und Fotos, soweit nicht abweichend vermerkt, ©Will Berghoff 2018